20 Jahre Buntes Haus: Texte aus dem Jahre 2016:
Die Vorgeschichte: Ein Buntes Haus für eine tote Stadt ... / Die frühen Jahre – Punk, Politik und Putzplan / 2001 – 2011: eine Geschichte von Konflikten mit der Obrigkeit: Eine linksextremistische Drogenhölle? / 20 Jahre Kulturgeschichte mit Partys, Punk etcetera pp: Dance and Rock da Haus – Ja watt denn?
Hier lesen: PDF: 20 Jahre Buntes Haus: Artikel aus der Revista
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Und hier ein Text aus dem Jahr 2000:
Aus der Geschichte des Bunten Hauses: 1993 bis 2000
Als Zeugungsdatum des Bunten Hauses können wir im Nachhinein den 4. September 1993 angeben, als ein Dutzend junger Leute das seit Jahren leerstehende ehemalige Naafi-Gebäude am Neumarkt besetzten und an einem "Tag der offenen Tür" einluden, sich ein Bild vom Zustand des Hauses und seiner Eignung als Kulturzentrum zu machen. Doch wie bei Zeugungsakten üblich, war es ein vergleichsweise kurzes Vergnügen. Und doch hatte sich schon ein Name für das Kind ergeben: "Ein Buntes Haus in einer toten Stadt" stand auf den aus den Fenstern gehängten Transparenten wie auch: "Kultur für alle".
Die Richtung war klar, wie dann schon ein Interview von INK-VertreterInnen in der Oktoberausgabe der PUBLIZ zeigte: Um eine "andere Art zu leben" ging es und darum, dies in einem selbstverwalteten und basisdemokratischen wie auch unkommerziellem Zentrum zu tun. Dafür wurde dann ein halbes Jahr geworben, mit Infotischen, Unterschriftensammlung und einer Kulturwoche im "Le Bistro". Mit Frühlingsbeginn folgte dann der zweite Streich: Am 18. März 1994 besetzte die INK erneut das Naafi-Gebäude und brachte drei Tage lang Leben in das leerstehende Haus (Kunstausstellung, Kino und Konzert), bis es angesichts des angekündigten Polizeieinsatzes "freiwillig" geräumt wurde. Seitens der Stadt schloss sich zwei Wochen darauf eine Einladung zu einem Workshop an, in dem Jugendliche ihre Wünsche und Vorstellungen für das in Planung befindliche Jugendzentrum CD-Kaserne einbringen sollten.Bei diesem Workshop zeigte sich, dass die Stadt mit der freigewordenen ehedem britischen Kaserne zwar einen vergleichsweise riesigen Komplex hatte, den von der Verwaltung für interessierte Gruppen erarbeiteten Kriterienkatalog aber einzig die INK erfüllte. Aber dann hieß es: warten, warten, warten - hier und da ein bisschen Schwangerschaftsgymnastik in Form der Volxküche, gelegentliche Arztbesuche bei den städtischen Gremien und um das Kind nicht unehelich zur Welt kommen zu lassen, gründete man am 8. Mai 1995 (zur Feier des 40. Jahrestages der Niederlage des Nationalsozialismus) den Verein "Buntes Haus e.V." Während die "professionelle Jugendpflege" der Stadt sich schon mit dem Gedanken angefreundet hatte, der INK Räume zur Verfügung zu stellen, blieb er für andere aber ein Alptraum. In einer Ratssitzung Ende September 1995 schien das Kind zur Abtreibung freigegeben. Verwaltungschef und Ratsmehrheit sahen Linksradikale am Werk. Und Selbstverwaltung könne es schon gleich gar nicht geben, denn: Wer zahlt, habe das Sagen.
Das ging selbst der CZ gegen den Strich. Volker Franke kommentierte: "Kultur in Celle ist, wenn man trotzdem lacht. Das hat dieser Tage die Streitkultur im höchsten politischen Stadtgremium von Celle gelehrt, in dem zwar selbstverwaltung praktiziert, aber leider kleingeschrieben wird. Ein Buntes Haus hat für Oberstadtdirektor und CDU/WG-Mehrheit einen roten Anstrich, und der paßt nun gar nicht ins Celler Stadtbild." Bis heute ist nicht ganz geklärt, wie das Kind diese Abtreibungspille halbwegs unbeschadet überstand. Immerhin scheint der damit einhergehende Schock zu einer pränatalen Charakterbildung geführt haben, die sich noch heute in hochgradigem Misstrauen gegen-über jeglicher Autorität, enormer Widerstandskraft und einem unbändigen Selbstbehauptungswillen äußert. "Greift zu, mehr ist im Moment nicht drin." Mit diesen Worten bot der erste Geschäftsführer der CD-Kasernen Betriebs-GmbH der INK völlig überraschend am 5. Januar 1996 die Halle 12 an. Die INK griff zu und eignete sich handelnd und verhandelnd noch Teile der Halle 11 an. Nach einer rund 28-monatigen Schwangerschaft - eine für soziokultureller Zentren durchaus normale Zeit - ist der Geburtstermin irgendwann in der ersten Januarhälfte vonstatten gegangen.
Als Taufe können wird dann das Eröffnungskonzert am 3. Februar 1996 ansehen; eine der drei Bands hieß "Thinx Never Seen" - ein treffendes Motto für das, was sich nach diesem Startschuss im Bunten Haus tun sollte. Doch kaum war der Mietvertrag im Mai 1996 unterschrieben, gab's schon wieder Stress. Im Rathaus löste es "Besorgnis" aus, dass sich rund um die Aktionen gegen die Sonnenwendfeier der Hetendorfer Tagungswoche auswärtige AntifaschistInnen im Bunten Haus trafen. Zum ersten, aber leider nicht zum letzten Mal mussten wir darauf hinweisen, dass das Zentrum selbstverständlich AntifaschistInnen zur Nutzung offensteht. Ansonsten brachte das erste Jahr jede Menge guter Konzerte und bei zwei Techno-Partys ein überfülltes Haus. Genutzt wurde das Zentrum schnell von verschiedenen Gruppen wie INTI, PUBLIZ, eine Frauen- und eine AntiFa-Gruppe machten regelmäßig das Café auf. Von Beginn an dabei: die Fahrradwerkstatt, die Volxküche und das Plenum. Das zweite Jahr begann mit einer Art Lottogewinn, denn die LAGS gab zum Ausbau von Toilettentrakt und Café einen Zuschuss von 99.900 DM. Bar jeder Erfahrung im Umgang mit solchen Summen gestaltete sich die Bauphase äußerst zäh. Viel zu viel wurde selbst gemacht und dauerte deshalb und dauerte.
Trotzdem: Die Liebe zum Detail ist beispielhaft im Frauenklo noch heute zu bewundern. Die intensivsten Diskussionen aber gab's wegen der Probleme mit jugendlichen Aussiedlern, die das Zentrum für sich nutzen wollten. Im Konkreten bedeutete das fürs Plenum eine permanente Auseinandersetzung mit Machismus, Destruktion und Diebstahl. Es gelang nicht, diese Auseinandersetzung konstruktiv mit den Jugendlichen zu führen, sondern das Plenum musste immer ohne und ausschließlich über sie reden. Am Ende stand als schadensbegrenzende Konsequenz ein Hausverbot. Seinen "Schwarzen Freitag" hat das Bunte Haus schon hinter sich. Am 13. März 1998 belagerte eine große Gruppe Celler und auswärtiger Punks das Zentrum. Ihr Versuch, das Bunte Haus zu stürmen, scheiterte zwar, aber: BesucherInnen wurden verletzt und im Kino 8 ½ wurden Teile des Mobiliars von ihnen zerstört. Eine derart eskalierende Situation gab es nie vorher und seitdem nicht wieder. Das Plenum legte daraufhin folgende Prinzipien fest: "BesucherInnen und NutzerInnen des Bunten Hauses sollen hier eine Atmosphäre vorfinden und mit herstellen, in der sich Menschen treffen können, ohne mit sexistischer Anmache, Machismo und Rambo-Verhalten rechnen zu müssen. Deshalb werden Besucher, die im Zentrum dieses gewalt- und (nach Möglichkeit) herrschaftsfreie Klima stören, von uns rausgeschmissen, wenn sie nicht bereit sind, ihr Verhalten sofort zu ändern. Im Wiederholungsfall werden sie mit Hausverboten belegt."
Im Veranstaltungsbereich gab's in den Jahren 1998 und 1999 beachtliche Entwicklungen. Publikumsrenner blieben die Techno-Partys, aber die Samba-Nächte von Experimet K. und auch einzelne Konzerte (z.B. Man, Tod und Mordschlag, Summerhouse) brachten ein volles Haus. Herausragende Theaterprojekte kamen zustande wie "Die Schneesucher" oder "Titus Andronicus". Politische Veranstaltungen waren zwar selten überlaufen, aber oft von hoher Qualität. Als Referenten hatten wir u.a. zu Gast: Thomas Ebermann, Karl-Heinz Dellwo, Alfred Schobert, Hans Branscheidt, Ludwig Baumann, Heike Kammer, Hubert Brieden und Raul Zelik.
Eine Aufmerksamkeit besonderer Art erlebt das Zentrum seit dem Sommer 2000. Die Nazis der sog. "Kameradschaft 73" fordern im Verbund mit den "Jungen Nationaldemokraten" NPD die "Schließung des Bunten Hauses". Nachdem ein für den 2.9.2000 angekündigter Aufmarsch dann doch abgesagt wurde, führten die Nazis im November einen "Info"-Stand durch. Als "Erfolg" ihrer Kampagne können die Nazis verbuchen, dass sie jetzt jeder kennt. Das Bunte Haus auf der anderen Seite erlebte dagegen eine breite Solidarität und Anerkennung der geleisteten Arbeit, denn jedem denkenden Menschen war klar, warum die Nazis etwas gegen das Zentrum haben: Im Bunten Haus wurde und wird mit politischer Bildungsarbeit über die Gefahren des Neofaschismus informiert. Und das Bunte Haus ist in der Gesamtheit seiner emanzipativen und geschichtsbewussten Orientierung das genaue Gegenteil der politischen, gesellschaftlichen und sozialen Ziele der Nazis.
Doch im Jahr 2000 gab es auch erfreuliches. Mit der Betriebsführungs-GmbH der Kaserne wurde ein Mietvertrag geschlossen. Und - last not least: Viele Neue sind in Projekte des Bunten Hauses eingestiegen und übernehmen auch Verantwortung für den ganzen "Laden".
Finanzen
Immer eine Gratwanderung... Trotz unserer eigentlich konkurrenzlosen Eintritts- und Getränkepreisen gibt`s leider kaum eine Veranstaltung, bei der nicht an der Kasse diskutiert wird. Wir sind es leid. Aber gäbe es einen Weg die Preise auf Dauer zu halten, oder sogar zu senken: Kommt einfach in Massen! Denn unser Prinzip ist, Veranstaltung nach Möglichkeit kostendeckend durchzuführen.
Und Kosten haben wir immer. Feind Nr. 1 ist die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" (Gema), die sobald ein Ton erklingt die Hand aufhält. Bei Parties ist es nicht nur die Gema, es muss auch eine PA- und Lichtanlage geliehen werden. Und auch die Gagen für DJ`s werden halt über den Eintritt finanziert. Und diese Kosten verteilen wir nach Möglichkeit auf die BesucherInnen. Doch schon der Alltag produziert Kosten, auch wenn die Räumlichkeiten von der Betriebsführungs - GmbH mietfrei zur Verfügung gestellt werden und selbst Mietnebenkosten bis zu einer monatlichen Obergrenze von 400€ frei sind. Aber: Wir zahlen Versicherung für den Fall, dass jemanden eine Box auf den Fuss fällt, zahlen die Abfallgebühr für den unvermeidlichen Müll, halten Internet und Telefon vor und müssen - auch wenn es manchmal nicht so scheint - permanent Reinigungsmittel und Toilettenpapier kaufen. Diese ganzen Kosten holen wir über den Getränke "Gewinn" rein. Unser wichtigster Partner in allen Ausbau und Anschaffungsfragen ist die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur. Das Versammlungsstättenrecht nötigt selbst kleinen Zentren wie dem Bunten HAus zur Einhaltung einer Menge Vorschriften. Das fängt bei der Anzahl der Toiletten an, geht weiter über Feuerlöscher und Fluchtwegbeschilderung, und endet nicht bei der Lüftungsanlage, die jetzt in der Halle eingebaut wurde. Diese Investitionen wären ohne die Unterstützung der LAGS nicht möglich gewesen. Das Bunte Haus hatte zu allen diesen Investitionen einen Eigenanteil von 5 - 10% aufzubringen. Aus dem laufenden Betrieb wäre dies nicht zu erwirtschaften gewesen; allein zum Teil nicht unerhebliche Spenden machten es möglich, den jeweiligen Eigenanteil zu finanzieren. Wie immer, wenn es um Finanzen geht, hier der obligatorische SPENDENAUFRUF. Das Bunte Haus e.V. ist gemeinnützig. Jede Spende kann also bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. Wer im doppelten Sinne für uns etwas über hat.
Kontakt:
Selbstbestimmung / Selbstverwaltung
Wenn es im Bunten Haus so etwas wie einen utopischen Gehalt gibt, ist's schlicht die Selbstverwaltung. Dabei geht's nur am Rande um die Form - denn in diesem Sinne hat ja jeder Kleingartenverein seine Selbstverwaltungsorgane - es geht um Selbstverwaltung als sozialem Kern des Ganzen. Selbstverwaltung meint dabei das Offensein für das Mögliche. Und: Selbstverwaltung macht nur im Einklang mit Selbstbestimmung einen Sinn. Die Entscheidung darüber, was im Zentrum läuft oder nicht, liegt bei denen, die das Zentrum betreiben - aber: JedeR kann dazu gehören und jede Stimme sollte ein gleiches Gewicht haben.
Wir haben alle anfangs kaum konkrete Vorstellungen gehabt, was uns das Bunte Haus alles abverlangt. Es reicht von verwaltungstechnischen und organisatorischen Fragen (Abrechnungen, Versicherungen, AnsprechpartnerInnen) über Hausmeistertätigkeiten (Renovierungen, Schlüsselübergaben, Reparaturen) bis zu den Aufgaben, die der Alltag erfordert (putzen, einkaufen, Thekenschichten usw.). Dass es uns nunmehr seit Jahren gelingt, all diese Aufgaben ohne bezahltes Personal und mit dem Plenum als beschließender und ordnender Instanz zu erledigen, ist sicher eine der bemerkenswertesten Leistungen des Bunten Hauses.
Seit den Anfängen besteht das offene (alle sind eingeladen, sich an Entscheidungen zu beteiligen), auf einem Konsensprinzip aufbauende Plenum. Jede Veranstaltung bzw. Nutzung von Räumlichkeiten muss dort angemeldet und abgesegnet werden. Gerade bei größeren oder "schwierigeren" Veranstaltungen erfordert das oft verbindliche Absprachen, was uns leider noch nicht immer gelingt (aber immer öfter). Fehlende Absprachen führten in der Vergangenheit ab und an auch zu Unstimmigkeiten, andererseits zwingt das Plenum uns als NutzerInnen auch zu einem vielfältigen Kontakt untereinander, der sich ohne diese Struktur sicherlich zu einem rein nachbarschaftlichen bzw. Dienstleistungs-Verhältnis entwickelt hätte.
Das Plenum zielt zudem auf ein Höchstmaß an Transparenz für alle Beteiligten; VeranstalterInnen können die Diskussion um ihr Vorhaben mit verfolgen und Vorschläge einbringen. Regelmäßige NutzerInnen (Gruppen, Privatpersonen, Bands etc.) bekommen dadurch erst einen Eindruck, wieviel Arbeit in einem solchen Projekt zu leisten ist und wie vielschichtig auch die Schwierigkeiten sein können. Das Plenum besteht aus ganz unterschiedlichen Menschen. Manche kommen regelmäßig, andere eher sporadisch, manche haben schon eine lange Erfahrung in politischen Initiativen oder kulturellen Projekten, andere sind erst seit ein paar Wochen dabei. U.a. dadurch bedingt gibt es einen Zug zu Hierarchie, Professionalisierung, Delegation - also genau dem, was Selbstverwaltung vermeiden helfen soll. Dies nicht entstehen zu lassen oder immer wieder abzubauen, ist deshalb eine wichtige Aufgabe des Plenums.
Selbstbestimmt handeln, heisst für uns nicht allein, darüber zu entscheiden, was im Zentrum läuft und was nicht, sondern auch Verantwortung zu übernehmen, für uns und unsere Umwelt. Uns ist wichtig, dass sich alle unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Fähigkeiten, ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts respektieren. Konkret tolerieren wir deshalb im Haus keine rassistische, sexistische oder homophobe Anmache. Und nach Möglichkeit wollen wir diese Haltung auch in die Gesellschaft tragen. Manche der politischen Veranstaltungen im Zentrum werden deshalb direkt vom Plenum getragen, auch bringt sich das Bunte Haus in gesellschaftliche Bündnisse (z.B. Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus oder AK Ausländer) ein und ruft manchmal zur Teilnahme an bestimmten Aktionen auf.
Soziokultur
In größeren Städten gehören soziokulturelle Zentren seit Ende der 1970er Jahre zur Lebensqualität. Der "Pavillon" in Hannover oder die "Lagerhalle" in Osnabrück sind heute überregional bekannt. In den 1990er Jahren hat sich Soziokultur vermehrt auch in der Provinz Räumen erobert.
Das Bunte Haus in Celle ist mit seiner Geschichte angesichts vieler neuer Projekte in Niedersachsen längst nicht mehr die jüngste Einrichtung dieser Art.
Der Begriff "Soziokultur" findet sich in den Dokumenten der UNESCO ebenso wie in denen des Europarates. Gemeint ist damit eine "Kultur mit zwischenmenschlicher Wirkung", die sich kaum in die Rastern der klassischen Kultursparten einsortieren lässt. In Zentrum stehen an gesellschaftlichen Fragen orientierte kulturelle Projekte, die spartenübergreifend und in den Grenzbereichen von Kultur, sozialer Arbeit und politischer Bildung angesiedelt sind. Kulturell und politisch engagierte Menschen gestalten - ehrenamtlich und an basisdemokratischen Prinzipien orientiert - die Programme und Aktionen des Zentrums. Über die einzelnen Projekte kommen im Idealfall verschiedene Altersgruppen, soziale Schichten sowie Ethnien miteinander in Kontakt. Wenn auch die einzelnen Zentren auf unterschiedlichen Konzepten basieren, gemeinsam sind ihnen zumeist die Grundsätze ihrer Arbeit: selbstverwaltet, nicht-profitorientiert und inhaltlich unabhängig. Soziokulturelle Zentren sind gleichermaßen Theaterspielstätten, Ausstellungsorte, Diskussionsforen sowie Konzertveranstalter. Ihre Projekte zielen - ausgehend von gesellschaftlichen Erfahrungen und sozialen Lebenswirklichkeiten - auf die Verbindung von künstlerischer Kreativität und politischem Engagement. Es geht um die Organisierung und Erlebbarkeit einer demokratischen "Kultur von unten". Neben dieser Programmarbeit wird der kommunikative Charakter der Zentren vor allem durch die Gruppenarbeit geprägt. Das kann das Produzieren von Kunst in Theatergruppen, Bands oder Fotolabors sein. Vor allem aber sind es Gruppen und Initiativen aus dem Spektrum neuer sozialer Bewegungen, wie Frauen- und Selbsthilfegruppen, Ökologie- und Ausländerinitiativen, die hier den Ort für ihre Treffen und Veranstaltungen haben. Die Einnahmen der Zentren kommen aus Zuschüssen der Kommunen und des Landes, Mitgliedsbeiträge, Spenden, Eintrittsgelder und gastronomische Überschüsse. Doch finanzielle Engpässe sind überall vorprogrammiert. Denn während Museen, Theater oder Kunsthallen quasi unantastbare Bestandteile der Kulturszene sind, haben soziokulturelle Zentren manchmal noch mit einem "Schmudel-Image" zu kämpfen und sind als Akteure auch im politischen Alltag selten "Everybody's Darling". Doch ihre Anerkennung als Orte sozialen Lernens und kultureller Erfahrung ist meist nur eine Frage der Zeit gewesen. Ihre Arbeit, ihr Engagement, ihre Ausstrahlungs- wie Anzie-hungskraft garantieren trotz aller Konflikte ihren Bestand. Großen Anteil an der Entwicklung hat in Niedersachsen die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur (LAGS), die als Interessenverband den Einrichtungen seit 1983 mit Beratung, Fortbildung und anderen Service-Leistungen zur Seite steht. Seit 1997 ist die LAGS sog. beliehene Unternehmerin des Landes Niedersachsen, das heißt, sie verwaltet und vergibt für das Land die Fördermittel für soziokulturelle Projekte und Investitionen.
"Was uns fehlt," schrieb der bekannte Kulturpolitiker Hermann Glaser in den 1970er Jahren, "ist eine Soziokultur, die die Integration der Kultur in den gesellschaftlichen Raum bejaht. Kultur ist etwas, was man wie soziale und politische Probleme ungeniert anpacken kann und soll, und keine Walhalla, der man sich devot zu nähern hätte." Seine Forderung ist heute in vielen Zentren alltägliche Praxis.
Das Bunte Haus in Celle ist eins von ihnen.
Weitere Infos zu Sozio-Kultur: Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur (Hrsg.), Kultur in Niedersachsen. Soziokulturelle Zentren, Hannover 1992.
oder im Internet unter:
http://www.soziokultur-niedersachsen.de/
Wir werden gefördert vom Fonds Soziokultur: https://www.fonds-soziokultur.de/

Zeitungsprojekt Revista
Was ist Revista? Revista ist spanisch und heißt Zeitung, und genau das sind wir, eine Zeitung. Die revista ist ein relativ neues Projekt, die erste Ausgabe erschien um Oktober 1999.
Das Ende unserer Vorgängerzeitung [die publiz] wollten wir als Chance nutzen einen Neuanfang zu wagen, linker Politik eine Stimme zu geben, um gerade in Celle dem rechtskonservativen Mainstream etwas, sei es auch noch so klein, entgegen zu setzen. Link: http://www.revista-online.net/
Die revista kommt alle zwei Monate heraus mit einer Stärke von meistens 24 Seiten und einer Auflage von 500 Stück. Die Zeitung liegt umsonst in diversen Kneipen und Läden aus. Finanziert wird sie durch Werbung und Spenden, Soli-Doppelkopf-Abende, Soli-Parties und ähnliches. Das ist immer sehr knapp und unter den Folgen unseres Minibudgets leidet bedauerlicherweise auch die Druckqualität ein wenig. Linke, kritische Ansätze zu vertreten, ist in den 90'er Jahren zwar nicht sonderlich IN, jedoch angesichts der Geschwindigkeit mit der sich unsere Realitäten ändern wohl nötiger denn jemals zuvor in den letzten Jahrzehnten. Wir denken, dass eine Zeitung eine gute Möglichkeit bietet, emanzipatorische Positionen einer (relativ) großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen und wünschen uns, daß Ihr uns durch Beiträge und Anregungen helft, möglichst facettenreich und spannend zu werden. Wir werden stets versuchen den kommunalen Entwicklungen in und um Celle einen Großteil unserer Aufmerksamkeit zu widmen. Dies wird in Form von Artikeln und Kurzmeldungen über Geschehnisse und Vorkommen politischer und sonstiger Art, und Interviews mit Menschen, die in Celle politisch etwas bewegen oder bewegten, geschehen. Dabei wollen und können wir uns aber auch der "großen Politik" nicht entziehen. Zum Glück besteht aber sogar unser Leben aus mehr als nur Politik und Lohnarbeit. Deshalb haben wir die revista zusätzlich mit reichlich Kultur und fast allem was Spaß macht gefüllt (Werbung und so.... ), der hoffentlich regelmäßig bis zum Bersten gefüllte Terminkalender wird uns immer zu den besten Konzerten, Parties, Filmen, und Theaterstücken führen." (Zitat aus dem Editorial unserer ersten Ausgabe) Das war unsere Vorstellung, die wir in großen Teilen auch verwirklichen konnten. Wir hatten einige sehr interessante Interviews, in diversen Artikeln haben wir gegen den Kosovokrieg Stellung bezogen, Presseerklärungen verschiedener Gruppen z.B. gegen Abschiebung abgedruckt sowie die lokale Politik kritisch beleuchtet. Ein Schwerpunkt der revista ist Antifaschismus. Unser Engagement zu diesem Thema ließ uns auch eine Sonderausgabe im August dieses Jahres herausbringen, der aktuelle Anlass war der geplante aber letztlich doch nicht durchgeführte Naziaufmarsch in Celle.
Der berühmt-berüchtigte Celler Mauerbau um das Flüchtlingsheim war bei uns auch ein großes Thema, schon etliche Wochen bevor die überregionale Presse den Skandal auch als solchen bezeichnete. Zum Thema Kultur gibt's unregelmäßig ein Feuilleton und diverse Buchbesprechungen. Was nicht wirklich unseren hohen Zielen entspricht ist der Terminkalender, das ist nämlich gar nicht so einfach wie sich's erst mal anhört. Doch wir arbeiten dran... Wir sind eine gute Hand voll Unentwegter von Anfang zwanzig bis Ende vierzig, wobei wir die Frauenquote von 50 % erfüllen. Dazu die lobend erwähnten Außerredaktionellen. Einige von uns haben schon vorher an anderen Celler Lokalzeitungen mitgemacht und waren/sind in verschiedenen Initiativen aktiv. Wer genauer wissen möchte, was wir bisher veröffentlicht haben, sollte mal einen Blick in's Internet werfen, wir haben nämlich eine schicke Homepage: http://www.revista-online.net/
Spenden sind zwar selten aber gerne gesehen:
Konto: SKI e.V.
Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg
IBAN: DE54 2695 1311 0108 0996 98
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Zuschriften, LeserInnenbriefe, Lob und Genörgel bitte an:
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