Die Bewegung "Fridays for future" hat Celle erreicht. Rund 500 Schüler haben in der Innenstadt für einen nachhaltigeren Klimaschutz demonstriert.
Celle
Inspiriert von der jungen Schwedin Greta Thunberg haben am Freitag auch Schüler aus Celle für mehr Klimaschutz protestiert. "Warum sollen wir für eine Zukunft lernen, die wir aufgrund der verantwortungslosen Klimapolitik unserer Regierung nicht haben werden", rief Mitorganisatorin Paula Seidensticker den etwa 500 Veranstaltungsteilnehmern am Morgen auf der Stechbahn zu. "Wir haben nicht alle Antworten. Aber wir haben Angst in uns – und Wut", sagte die Schülerin und fügte hinzu: "So geht es nicht weiter."
Von der Stechbahn zogen die Demonstranten über Zöllnerstraße, Mauernstraße, Großer Plan, Südwall und Französischer Garten bis zum Neuen Rathaus. Oberbürgermeister Jörg Nigge ließ sich zwar nicht blicken, doch die Veranstalter waren trotzdem zufrieden. "Die Demo war ein voller Erfolg, wir haben mit viel weniger Leuten gerechnet", freute sich Valerie-Jo Struck.
"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut", skandierten die Jugendlichen. Viele hatten bunte und lustige Schilder gebastelt, um ihrem Unmut mit dem derzeitigen Klimapolitik Ausdruck zu verleihen. Die Demonstration stand im Zeichen der Ergebnisse der Kohlekommission und der Forderung der Schüler nach einem schnellen deutschen Ausstieg aus der Kohleenergie. Die kürzlich bekanntgemachten Pläne der Kommission sehen das Ende der Kohleverstromung erst für das Jahr 2038 vor.
Vorm Celler Verwaltungssitz hielt Johannes Schurian eine mitreißende Rede. "Es ist unsere größte Waffe, den Kopf einzuschalten und den Mund aufzumachen", sagte der 18-Jährige und kündigte an: "Wir werden weitergehen auf dem langen Weg zu Klimaschutz." Die nächste "Fridays for future"-Demo soll im März in Celle stattfinden.
Zwei Organisatorinnen der Celler Demo besuchen das Ernestinum. Dort freut sich Schulleiter Johannes Habekost zwar darüber, dass seine Schülerinnen "Verantwortung für künftige Lebensbedingungen übernehmen". Allerdings wies er im Vorfeld in einem Elternbrief überaus deutlich darauf hin: "Wer durch die Teilnahme daran Unterricht versäumt, fehlt unentschuldigt."
Andere Schulen sehen das entspannter. "Als Politiklehrer begrüße ich ausdrücklich, wenn sich junge Menschen aktiv für die Zukunft unserer Gesellschaft engagieren", sagt Schulleiter Heinrich von Fintel von der Axel-Bruns-Schule (BBS II). "Sollte dieses Engagement mit den gesetzlichen Auflagen der Schulpflicht kollidieren, werden wir Möglichkeiten schaffen, dass die Schülerinnen und Schüler verpasste Unterrichtsinhalte nachholen können."
Freitags-Demos an bereits 155 Orten
Erstmals hatten Schüler am 14. Dezember für ihre Forderungen demonstriert. In den darauffolgenden Wochen haben sich nach Angaben der Organisatoren mehr als 155 Ortsgruppen aus jungen Menschen gebildet, die freitags für eine zukunftsfähige Klimapolitik auf die Straße gegangen sind.
Vorbild für die Streikenden ist die junge Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigem Schulstreik internationale Medienaufmerksamkeit erlangte. Für die Schüler mache es „keinen Sinn“, für die Zukunft und ihre künftigen Jobs zu lernen, wenn fraglich ist, ob es eine Zukunft für sie gebe, sagen sie. Im Aufruf heißt es: „Klimaschutz ist das dringendste Anliegen unserer Generation. Die Klimakrise wartet nicht, bis wir unseren Abschluss haben.“
Quelle: https://www.cellesche-zeitung.de/Celle/Aus-der-Stadt/Celle-Stadt/Fridays-for-future-500-Celler-Schueler-demonstrieren-fuer-Klimaschutz